Auftaktausstellung vom 15. April bis 4. Juli 2021 in Graz, Haus der Architektur
Die Urbanistin Sally Below im CLB Berlin und die Institutionen Architekturgalerie München, Nicola Borgmann und das HDA–Haus der Architektur in Graz, Beate Engelhorn, haben sich zusammengeschlossen, um mehr Bewusstsein für ein Umdenken und das dafür notwendige Handeln im Bauwesen zu fordern.
„Zirkuläres Bauen“ durch Wiederverwenden, Austauschen, Leasen, Reparieren, Renovieren von Materialien und damit verbundene Stoffkreisläufe und Bauweisen sind neue Schlagworte in der Bauwirtschaft. Doch in der Praxis werden diese Strategien nur selten angewendet. Zu sehr dominieren Vorbehalte und gesetzliche Beschränkungen. Doch es gibt sie, die positiven Beispiele, die beweisen – es geht!
Kooperation mit dem CLB BERLIN und der ARCHITEKTURGALERIE MÜNCHEN
Um das Thema der „Circular Economy“ grenzübergreifend mehr in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, haben sich das HDA – Haus der Architektur, Sally Below im CLB Berlin und die Architekturgalerie München zusammengeschlossen. Über sechs Monate und räumliche Grenzen hinweg widmen sich die drei Institutionen jeweils mit einer Ausstellung, einem dazugehörenden Veranstaltungsprogramm und in Zusammenarbeit mit den Universitäten und Hochschulen vor Ort der „Kreislaufwirtschaft“.
Dabei stellen die Ausstellungen internationale PionierInnen sowie praktische Beispiele und Methoden vor. In begleitenden Veranstaltungen diskutieren ExpertInnen Chancen und neueste Erkenntnisse aus der Praxis des zirkulären Bauens. Regionale AkteurInnenund Projekte sowie Studienprojekte der Technischen Universitäten und Hochschulen am jeweiligen Ort ergänzen das Programm.
Den Auftakt macht die Ausstellung „Material Loops –The Circular Economy. Bestand als Materialressource“ vom 14. April bis 4. Juli 2021 in Graz.
Die Ausstellung „CIRCULAR CONSTRUCTION“ in der Architekturgalerie München sowie die Ausstellung „Harvest! Collect! Re-use! the circular building site” in Berlin werden folgen.
Mit der gebündelten Aktion erhoffen sich die Veranstalterinnen mehr Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema, und nicht zuletzt dadurch mehr EntscheidungsträgerInnenund Bauschaffende von der Anwendbarkeit, Wirksamkeitund „Salonfähigkeit“ von Material-und Energiekreisläufen im Bauwesen überzeugen zu können.
© Villa Welpeloo in Enschede, Superuse Studios – © Allard van der Hoek
Dauer der Auftaktausstellung in Graz: 15. April bis 4. Juli 2021 Öffnungszeiten im Haus der Architektur: Di–So, 10–18 Uhr
Das zunehmende Bewusstsein der Endlichkeit von Material- und Energieressourcen im Kontext der Herausforderungen des Klimawandels stellt auch das Bauwesen vor neue Fragestellungen und Aufgaben. Studien weisen nach, dass allein die Bauindustrie für 40 Prozent unserer Abfallproduktion, für 40 Prozent des Verbrauchs von Primärenergieressourcen und für 40 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich ist. Insbesondere das schnelle Wachstum der Städte trägt zu diesem Phänomen bei. Nach den Berechnungen der Vereinten Nationen leben heute etwa 55 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Bis 2050 werden es etwa 68 Prozent sein – das sind ca. 6,34 Milliarden Menschen. Man kann sich vorstellen, welch enorme Herausforderung das für den Ressourcenverbrauch im Bauwesen für neue Gebäude und die benötigte Infrastruktur bedeutet.
Momentan funktioniert unser Wirtschaftssystem vorwiegend „linear“ – Rohstoffe werden abgebaut, verwendet und zu Bestand oder – am Ende der Verbrauchskette – zu Abfall. Doch schon seit langem fordern WissenschaftlerInnen, ForscherInnen und ExpertInnen ein Umdenken hin zur „Circular Economy“ – also einem Kreislauf der Rohstoffe, die nach Verbrauch wiederverwendet werden können. Gerade in Städten kann durch die gegebene Dichte von vorhandenen Ressourcen mit dem sogenannten „Urban Mining“ oder „Harvesting“ ein wertvoller Wertschöpfungskreislauf entstehen, der sowohl neue Geschäftsmodelle fördert als auch eine nachhaltige und klimaschonende Wirtschaft ermöglicht. Zur aktiven Umsetzung sind dafür zunächst neue gesetzliche Rahmenbedingungen erforderlich, die die Kreislaufwirtschaft fördern und z.B. die wichtigen Gewährleistungsfragen regeln.
Materialkreisläufe von Baumaterialien waren in der Baugeschichte eine weit verbreitete Praxis. Das liegt insbesondere an der Robustheit der damals verwendeten Materialien, die bis vor 200 Jahren vor allem aus Stein, Holz, Kalk und Lehm sowie Pflanzenfasern erstellt wurden. Die natürlichen Baustoffe wurden entweder erneut verwendet oder gingen durch Verfall wieder in den natürlichen Stoffkreislauf zurück. Heutige Baumaterialien sind komplex, oft durch mehrschichtige Komponenten aufgebaut und mit unterschiedlichen Bestandteilen und Beschichtungen, z.B. aus Kunststoffen, versehen, die häufig schwierig wiederzuverwenden sind und nach Abbruch oft als Abfall auf einer Sondermülldeponie enden.
© K118, Winterthur, baubüro in situ – © Martin Zeller
© Fassaden-Mock-Up K118, baubüro in situ,
Foto Martin Zeller
Die Vereinten Nationen haben bereits im Jahr 2016 die „Sustainable Development Goals“ beschlossen, die u.a. den Einstieg in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und eine nachhaltige Stadtentwicklung fordern. Am 16. September 2020 räumte die Kommissionspräsidentin der Europäischen Union Ursula von der Leyen der „Circular Economy“ daher oberste Priorität ein, um die Klimaziele bis 2050 erreichen zu können: „Die Kreislaufwirtschaft, einschließlich neuer Abfall- und Recyclinggesetze, wird die Hälfte der Bemühungen der EU ausmachen, bis 2050 Netto-Null-Kohlenstoffemissionen zu erreichen“.
Die Ausstellung im HDA stellt Studien und praktische Beispiele von Architekturen, Umnutzungen und Systemkreisläufen vor, die durch ihre hohe gestalterische Qualität sowie durch ihre beeindruckende Genese aus wiederverwendeten Materialressourcen überzeugen.
Zu sehen sind Bauten und Projekte von:
baubüro in situ/Schweiz: K118/Winterthur, ELYS Lysbüchel Areal/Basel, Werkhof Binz/Zürich
de Architekten Cie./Amsterdam: Circl Pavillon/Amsterdam
Superuse Studios/Rotterdam: Villa Welpeloo/Enschede, Wikado Playground/Rotterdam
materialnomaden und ATP architekten ingenieure/Wien: magdas/Wien
CITYFÖRSTER/Hannover: Lune Delta°/Bremerhaven, Recycling Haus/Hannover
Bundesimmobiliengesellschaft/Wien mit BauKarussell/Wien: MedUni Campus Mariannengasse/Wien
Architekturbüro forschen planen bauen – DI Thomas Romm, Wien und Österreichisches Siedlungswerk: Urban Mining, Baufeld Q5, Reinighaus (ÖSW)/Graz
Institut für Architekturtechnologie/TU Graz: Workshop „house remixed“
Zur Ausstellung ist eine Publikation erschienen: https://www.hda-graz.at
© Cityförster, Recycling Haus in Hannover – © Olaf Mahlstedt
Mehr Informationen zum Programm in München und Berlin finden Sie in Kürze hier:
CLB Berlin https://www.clb-berlin.de/
Architekturgalerie München https://www.architekturgalerie-muenchen.de/programm.html
Comments